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: Kommt Hafnarfjördur, gehen die Kameralichter aus

Werder Bremen dürfte nach dem Sieg gegen Dortmund aus der gröbsten Abstiegsgefahr raus sein. Dafür droht jedoch der Absturz in den Uefa-Cup

Nehmen wir doch mal Werder Bremen, den deutschen Meister. 10 Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz, das kann sich sehen lassen. Wer also befürchtet hatte, die Vielfachbelastung mit Liga, Pokal und Champions League würde in dieser Saison einen leverkusigen Sturzflug von bochumesken Ausmaßen nach sich ziehen, darf sich beruhigt zurücklehnen. Die Erstklassigkeit scheint jedenfalls nicht in Gefahr zu sein. Dafür droht eine ganz andere Katastrophe: Uefa-Pokal.

Der Uefa-Cup, das ist jener Wettbewerb, dem Franz Beckenbauer schon vor Jahren nachsagte, dass er etwas für Verlierer sei – und damals kam er noch im Fernsehen. Eine Veranstaltung, in der Städte wie Hafnarfjördur, Lowetsch, Bystrica oder, sorry, Aachen, nachweisen dürfen, dass auch sie über einen Fußballverein verfügen. Jener Pokal also, den im kommenden Jahr niemand mehr im deutschen Fernsehen zeigen will.

Die ARD nimmt endlich die Appelle ernst, nicht so viele Gebühren für Fußball zu verpulvern, und spart erst mal da, wo es kaum was kostet. Zehn Milliönchen für den Uefa-Cup sind heutzutage ein Klacks in der Sportrechte-Lotterie, für Sender wie das DSF aber trotzdem zu viel. Der Spartensender kann es sich zwar leisten, ein paar Spiele von einem Rechteinhaber zu erwerben, nicht aber, selbst das gesamte Paket zu kaufen. RTL will Highlights, also ganz bestimmt keinen Loser-Cup, Sat.1 reicht die Champions League. Der Bildschirm wird daher wohl dunkel, sprich fußballfrei, bleiben, wenn künftig der VfL Wolfsburg seine Kräfte mit Hafnarfjördur, eine Art Meppen des europäischen Fußballs, misst.

Das ist traurig für die Vereine, die es nicht vermeiden können, die Plätze vier bis sechs der Tabelle zu belegen, oder gar das Pech haben, Pokalsieger zu werden. Schon bisher lohnte sich der Uefa-Cup für die meisten Teams erst, wenn sie sehr weit kamen, ohne Fernsehen sieht es ganz finster aus. Leere Stadien, leere Kassen, leere Blicke bei den Managern. Wer clever ist, verabschiedet sich gleich in der ersten Runde und konzentriert sich darauf, einen der drei ersten Ränge in der Liga zu belegen, um das Einzige zu schaffen, was noch zählt, die Qualifikation für die Champions League. Die Sache hat nur einen kleinen Haken. Da der Uefa-Cup ja für die Länderwertung zählt, führt dortige Erfolglosigkeit dazu, dass der dritte Champions-League-Platz im Handumdrehen futsch ist und das Gedränge um die Fleischtöpfe noch größer wird.

Was allerdings wahrhaft zu denken gibt, ist, dass ein paar Witzchen von Harald Schmidt die ARD ungefähr genauso viel kosten wie eine komplette Uefa-Cup-Saison. Spricht das nun gegen die Fernsehunterhaltung oder gegen den Fußball? Zu vermuten ist: gegen beide.

MATTI LIESKE